Freitagsmarkt in Ottensheim
Ein Erlebnisbericht und die Schlüsse daraus. Von Karin Schuster
Seit nunmehr 18 Jahren findet jeden Freitagnachmittag der Ottensheimer Wochenmarkt statt. Nicht nur bei der Ottensheimer Bevölkerung ist diese Einkaufsmöglichkeit regionaler und saisonaler Lebensmittel, Obst und Gemüse sowie Most, ergänzt durch das Angebot einiger Winzer aus der Steiermark oder der Wachau und weiterer überregionaler Anbieter, überaus beliebt. Auch immer mehr Käuferinnen und Käufer aus der näheren und weiteren Umgebung kommen zum Markteinkauf. Nicht selten herrscht bei den Weinständen weit über die Öffnungszeiten des Markts hinaus reges Treiben und der Freitagsmarkt hat sich zu einem Treffpunkt für Alt und Jung, für Leib und Seele entwickelt, den ich nicht missen möchte. Und ich glaube, auch sehr vielen anderen Ottensheimerinnen und Ottensheimern geht es so.
Doch was ist passiert mit „meinem“ Markt? Menschenmassen wogen durch die enge, zwischen den Ständen frei gebliebene Gasse. Kaum ist es möglich zu einem Stand auf der anderen Seite durchzukommen. Mein Einkaufssack, gerade der Waschmaschine beim Sackamt entnommen und mit den ersten Einkäufen befüllt, bleibt bei einem entgegenkommenden Marktbesucher hängen. Zumindest eines meiner eben erstandenen Eier bricht mit einem deutlich hörbaren Knacken. Gerade will ich eine Unterhaltung beginnen, da werde ich vom Käuferstrom mitgerissen. „Treff´ma uns beim Weinstand!“ kann ich gerade noch rufen. Und schon ist meine vermeintliche Gesprächspartnerin abgedrängt. Gemüse brauch ich noch, ja unbedingt. Beim Gemüsebauern ist die Warteschlange gerade um vier Wartende kürzer als noch kurz zuvor, also nichts wie hin! Plötzlich steht ein weinendes Kind vor mir. „Mama weg!“ stammelt es. Wie gut, dass ich die Mama kenne und deren markant bunte Haube im Menschengetümmel ein paar Meter weiter ausmachen kann. Gut, Gemüse hab´ ich, jetzt noch Käse vom „Ziegenpeter“ und dann hab´ ich mir ein Achterl verdient. Mein „Randi“ ist nicht zu entdecken, das Gedränge und Geschubse war ihr zu viel, wie sie mir später berichtet. Aber an einem der vollbesetzten Stehtische finde ich kurzfristig einen anderen Gesprächspartner, bis auch der mir im Getümmel abhandenkommt.
Ich gehe gern auf den Markt, sehr gern sogar! Oder soll ich vielmehr schreiben GING?
Der Markt am Ottensheimer Marktplatz platzt aus allen Nähten und das obwohl nicht alle Standler und Standlerinnen, die anfragen, Platz haben am Platz, und daher keinen Platz bekommen. Das bedeutet auch, dass ein neues Angebot nur möglich ist, wenn ein „alteingestandener“ Standler oder eine Standlerin vorübergehend oder ganz auf seinen/ihren Standplatz verzichtet oder nicht mehr kommt.
Und das finde ich schade, schade, weil jeder Marktstand zum Angebot beiträgt und mir fehlen würde und schade, weil ich mich über jedes zusätzliche Angebot freue und es bei Bedarf gerne annehmen würde. Schade auch, weil das nicht so sein müsste! Denn es gibt die Möglichkeit, den Markt „ums Eck“ in die Linzer Straße zu verlegen. Aus meiner Sicht sprechen folgende Gründe für die Verlegung, jetzt:
- insgesamt mehr Platz, das heißt weniger Gedränge, weniger Enge
- mehr Stände ermöglichen ein größeres Angebot
- Einbeziehung der Geschäfte in der Linzer Straße in das Markt- und Einkaufsgeschehen
- Zufahrt zur Fähre wäre ungestört möglich
- längeres Offenhalten einiger Stände wäre ohne Gefährdung der Gäste und ohne Störung des Verkehrs möglich
- es gäbe weniger innerörtlichen Ausweichverkehr über Inneren und Äußerern Graben
- und schließlich kann bei der jetzt anstehenden Sanierung der Linzer Straße die Infrastruktur für den Markt mitgeplant werden. Dabei ist in erster Linie an Stromanschlüsse und die Möglichkeit, Wasserentnahmestellen vorzusehen gedacht, aber auch die Haltevorrichtung von Schirmen jetzt mitzuplanen wäre eine sinnvolle Investition in die Zukunft. Eine spätere Nachrüstung wäre um einiges teurer.
Eine vorausschauende Planung des künftigen Marktgebietes, wo auch immer es sein mag, rechtfertigt, nein, erfordert, nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen, eine qualitativ hochwertige Gestaltung, die eine vielseitige Bespielung, neben Markt auch Veranstaltungen, Feste und ähnliches, ermöglicht. Qualität ist nicht Verschwendung, sondern vielmehr das Gegenteil. Nicht selten nötigt vermeintliche Sparsamkeit zu teuren Nachbesserungen, wenn nicht gar der Zweck vereitelt wird.
Es mag auch Gründe geben, die für eine Belassung des Marktes an seinem derzeitigen Ort sprechen, einen wirklich stichhaltigen habe ich bisher noch nicht gehört. Für mich persönlich sind die angeführten Argumente überzeugend, und deshalb bin ich für eine Verlegung des Marktes in die Linzer Straße.
Ich bin zuversichtlich, dass die eingesetzte Arbeitsgruppe zur Gestaltung der Linzer Straße schlussendlich zu einem guten und stimmigen Ergebnis kommen wird.