Was ist ein Balkonkraftwerk?

Was ist ein Balkonkraftwerk?

Ein Balkonkraftwerk ist eine Mini-Photovoltaik-Anlage, die besonders einfach zu installieren ist. Es besteht aus einem (oder auch mehreren) Solarmodulen, mit bereits integriertem Wechselrichter, der den Gleichstrom in „verwendbaren“ Wechselstrom umwandelt. Das Balkonkraftwerk speist über einen normalen Schuko-Stecker ins Haus-Stromnetz ein. Bis auf eine Meldung beim Netzbetreiber sind keinerlei bürokratische Hürden zu nehmen. Aufstellen – Einstecken – Fertig.

Seit 2 Jahren betreibe ich auf meiner Dachterasse bzw. Wintergartendach ein Balkonkraftwerk und ich möchte euch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen. Für eine „richtige“ Photovoltaik (PV) Anlage fehlt bei mir der Platz und die Investitionskosten für eine solche wollte ich (trotz Förderungen) noch nicht tätigen.


Die Vorteile eines Balkonkraftwerkes sind:

  • sehr einfache Installation – einstecken in die nächste Steckdose und schon kann Strom produziert werden, der Wechselrichter ist bereits im Modul integriert
  • geringe Kosten (ca. 500,- Euro)
  • sehr lange Lebensdauer (~30 Jahre auf das Modul, ~15 Jahre auf den Wechselrichter)
  • das Balkonkraftwerk kann flexibel eingesetzt werden und kann zB für Sommer- bzw. Winterbetrieb oder auch an Tageszeiten angepasst werden
  • auch für Mietwohnungen geeignet (bitte mit dem Vermieter abklären)
  • zur Abdeckung der Grundlast (wieviel Strom wird im Haushalt permanent verbraucht, zB Kühlschrank, Heizung, Standy-By-Geräte) des Stromhaushaltes, ein besonders hoher Anteil kann selbst verwendet werden
  • dem Netzbetreiber muss nur das Modul gemeldet werden, ansonsten gibt es keine administrativen Voraussetzungen. Es dürfen Module mit maximler Leistung von insgesamt 800W betrieben werden. Bei der Energie AG lautet die Mail-Adresse zur Meldung: dezentrale-erzeuger@netzooe.at

Nachteile:

  • Bei Überproduktion wird Strom „verschenkt“. Dies kann durch bewusstes Benutzen von Elektrogeräten reduziert werden. ZB Geschirrspüler oder Waschmaschine zu Mittag einschalten
  • Es ist kein „Inselbetrieb“ möglich dh das Modul funktioniert nur in einem Stromnetz

Das Balkonkraftwerk läuft mittlerweile 2 Jahre und ich habe dabei die generierte Leistung aufgezeichnet. Insgesamt hat das Modul ca. 550 kWh Strom erzeugt. Dabei ist zu beachten, dass mein Aufstellplatz nie wirklich optimal war. Besonders im Sommer war das Kraftwerk am Morgen noch im Schatten und am späten Nachmittag stand dann ein Baum „im Weg“. Bei einem optimalen, schattenfreien Standplatz könnte man von ca. 350 kWh Stromproduktion ausgehen.

Um das Potential von PV Anlagen zu errechnen, gibt es von der EU ein Online-Tool (PVGIS). Das dabei errechnete Potential entspricht recht genau dem tatsächlich generierten Strom (wenn man meinen nicht ganz optimalen Platz mit einrechnet). Gut zu beobachten ist zB der verregnete Mai 2021.

Gerade wenn man die sehr stark gestiegenen Stromkosten einrechnet (Februar 2023 laut e-control ca. 40 Cent pro kWh für einen Neuvertrag) und selbst wenn man annimmt, dass man 20 Prozent des Stroms durch Überproduktion im Sommer verschenkt, rechnet sich ein 500,- Euro teures Balkonkraftwerk schnell. Sollte die Grundlast des Haushaltes größer als die Peak-Leistung des Moduls sein, wird nie Strom verschenkt.

optimaler Standort: 350 kWh – 20% = 280 kWh
Strompreis pro kWhAmortisationsdauer
20 ct (alter Stromliefervertrag)8,9 Jahre
40 ct (neuer Stromliefervertrag)4,5 Jahre
optimaler Standort: 350 kWh bei hoher Grundlast
Strompreis pro kWhAmortisationsdauer
20 ct (alter Stromliefervertrag)7,1 Jahre
40 ct (neuer Stromliefervertrag)3,6 Jahre

Mein Fazit: Größter Vorteil von Balkonkraftwerken ist sicherlich die sehr einfache Installation und der wartungsfrei Betrieb. Wenn also ein passender Standort vorhanden ist, sollte es in den nächsten Jahren möglich sein, mit einem Balkonkraftwerk einerseits einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und entsprechende finanzielle Einsparungen zu lukrieren.

Links zu Anbietern (Auswahl):

von Hannes Reiter-Schwaighofer
Fragen? dann schick mir gerne eine E-Mail


FAQ: (Nachtrag: 15. 2. 2023):
1. Ja, der Schuko-Stecker Anschluss entspricht nicht der ÖNORM 8081. Es handelt sich um eine Norm, diese ist gesetzlich nicht bindend.

2. E-Control-Vorstand Alfons Haber stellt klar: Auch mit Stecker sind Balkonkraftwerke erlaubt

3. Die Beiziehung eines Elektrikers sei, so Haber zu APA, eine „reine Empfehlung“

4. Bei Stromausfall: Die „selbsttätig wirkende Freischaltstelle“ schaltet den Wechselrichter sofort ab, wenn der Strom ausfällt, es kann zu keinem Brand kommen.

5. Brandgefahr: Wenn man sich an die Vorgaben (max. 800W) hält, reicht die Energie nicht aus, um eine normgerechte Elektroinstallation zu überlasten.

Quellen:
https://pvaustria.at/normen/
E-Control stellt klar: Auch mit Stecker sind Balkonkraftwerke erlaubt