OTOPIA – Ottensheim im Jahr 2028 – 800 Jahre Markt Ottensheim

OTOPIA – Ottensheim im Jahr 2028 – 800 Jahre Markt Ottensheim

Ein Blick zurück auf 6 Jahre Bürgermeister Klaus Hagenauer

Wir schreiben das Jahr 2028, Ottensheim feiert 800 Jahre Marktrecht und läutet als ältester Markt des Mühlviertels eine neue Zeit der Kommunalpolitik ein. Ein Gemeinderat, farben- froher als der Regenbogen, befreit von der bis dahin üblichen politischen Farbenlehre, entscheidet, ergänzt durch Bürger.innenräte, seit Herbst 2027 im Konsent. Ottensheim ist klimaneutral, beziehungsweise am Weg zu einer klimaneutralen Gemeinde. Menschen jeden Alters und verschiedener Herkunft gestalten selbstbewusst, wie sie zusammenleben wollen. Größte gemeinsame Vielfalt ist Wirklichkeit geworden.

Wie kam es dazu?

Im Herbst 2021 kandidierte ich, der Vizeklaus, für das Bürgermeisteramt, erhielt die meisten Stimmen und leite seither die »Ortsbauhütte« an. Alle legten zusammen – Ideen, Talente, Ressourcen – und begannen, an einer »neuen Gemeinde« zu bauen. Jede und Jeder brachte sich ein und wurde auch gehört. Ideen, Wünsche und Träume wurden auf Augenhöhe wertschätzend und vor allem lösungsorientiert diskutiert. Die gemeinsam entwickelten Projekte überzeugten alle, auch Bund und Land. Nach sechs Jahren Stillstand und Pattstellung wurde die konstruktive Arbeit wieder aufgenommen, die 2015 zu Gunsten der Wiedererrichtung alter Machtstrukturen und Bollwerke gegen pro O., verloren ging. Im Bewusstsein der Endlichkeit unserer Ressourcen, verantwortungsbewusst gegenüber denen, die auch noch 1000 Jahre Ottensheim feiern wollen, wurde gepflegt und weiterentwickelt, erhalten aber auch behutsam hinzugefügt. 2028 feiern wir nun den Abschluss der sechsjährigen Reise nach Otopia und den Aufbruch in eine neue Zeit.

Es begann im Herbst 2021. Hier Die wichtigsten Etappen und Projekte dieses Aufbruchs:

Örtliches Entwicklungskonzept, Flächenwidmungsplan und Bebauungspläne wurden unter dem Aspekt der Klimaneutralität evaluiert und im Verbund mit unseren Nachbargemeinden neu formuliert. Bebauung wird nun von der Nutzbarkeit des öffentlichen Raums aus gedacht. Ein Energiekonzept, das alle Möglichkeiten alternativer Energieproduktion und Energieeinsparungen auf kommunaler Ebene berücksichtigt ist nun Grundlage jeglicher Entwicklungsplanungen. Die dafür notwendigen Prozesse und Diskussionen wurden öffentlich und transparent geführt, wie schon Ende der 1990er Jahre, als unter der Leitung von pro O. das erste örtliche Entwicklungskonzept in breiter Mitbestimmung erarbeitet wurde. 

Bauprojekte werden nun in öffentlichen Hearings von einem Fachbeirat diskutiert und qualifiziert beurteilt. Größtmögliche Baufreiheit für Einzelne ist gewahrt. Es wird wieder geplant und nicht nur geordnet. Qualitätsvolle öffentliche Räume sind gesichert, für die nächsten Generationen gibt es noch „room to move“ – Bewegungsfreiheit. Es werden Räume freigehalten in dem Bestehendes nachverdichtet wird.

Im Wohnbau wurden neue Wege beschritten. Innovative, leistbare Baugruppenmodelle, die bisher nicht umsetzbar waren, konnten verwirklicht werden. Die Gemeinde hat gemeinsam mit innovativen Bauträgern am Areal Rodlstraße 5 ein inklusives Projekt mit vielfältigen Wohnungsangeboten und Zusatznutzungen realisiert. Die Erweiterungsnotwendigkeiten des Nahversorgers Nah und Frisch sind in die Planungen eingeflossen. Dadurch wurde eine wichtige Einkaufsmöglichkeit im Ortszentrum gesichert.

Das alte Amtshaus wurde endlich, wie bereits 2015 von einem Immobilienfachmann empfohlen, sanft saniert und beherbergt Vereinsräumlichkeiten, Ateliers und Galerieräumlichkeiten für Künstler.innen aus Ottensheim. Über den Hof ist es mit dem neuen Amtshaus verbunden. Das alte Feuerwehrdepot wurde in Verbindung mit dem alten Schulhaus in der Bahnhofstraße 1 zum Gästehaus mit Wohnungen für temporären Bedarf und Gemeinschaftsräumen, Tagesstrukturen. Das Elternkindzentrum ist Teil des Ganzen, die neu adaptierte und umgenutzte ehemalige Vereinsturnhalle ebenfalls.

Ottensheim ist in Bewegung, ist mobil. Im Ortskern wurde das Konzept der Begegnungszone weiterentwickelt. Um die richtigen Lösungen zu finden wurden mit dem 2022 neuangschaften „Verkehrsmodellbausatz“ Verkehrslösungen in der Realität getestet und deren Auswirkungen evaluiert, bevor sie baulich umgesetzt wurden. Nach mehreren Versuchen wurde z.B.: die Jörgerstraße als „Neue Schulstraße“ zu einem vielfältig nutzbaren öffentlichen Raum. Außerhalb dieser Zone ist ein Fuß- und Radwegenetzkonzept, das diesen Namen verdient, umgesetzt. Laufend wird es den neuen Herausforderungen angepasst. Die Wege führen an vielfältigen Spielplätzen und Sportstätten vorbei. Auch Haltestellen des öffentlichen Verkehrs sind auf diesen Wegen erreichbar. Im Vorbeifahren kann man auch den neuen Ottensheimsaal, der in Kooperation mit der OTTO Kulturgenossenschaft verwirklicht wurde, bewundern. Der Musikverein probt, nachdem die seit 6 Jahren in der Schublade liegengebliebenen Planungen noch im Herbst 2021 wieder hervorgeholt wurden, in zeitgemäßen Räumlichkeiten. Mit dem neuen Ottensheimsaal, dem Versuchslabor „Alter Bauhof“, der Postwerkstatt und Papplab hat sich Ottensheim zu einem Hotspot nicht nur der Kreativwirtschaft entwickelt.

Dazu hat auch, nachdem ein konkreter Ausbauplan fixiert wurde und Interessenten nicht mehr als Keiler für die Netzanbieter ausrücken mussten, der nach 2021 beschleunigte Glasfaserausbau beigetragen. Digitalisierung ist kein Zukunftszenario, kein Zauberwort mehr. Ottensheim ist im Zentrum der digitalen Welt angekommen. In Kooperation mit Ottensheim.at und der OttensheimCloud des Computerclubs Ottensheim ist eine eigenständige, regionale digitale Ottensheimplattform im Entstehen.

Die Donauhalle erstrahlt nun als Sportzentrum Ost, erweitert durch Ersatzräumlichkeiten für die alte Vereinsturnhalle. Nachdem dieses Projekt immer wieder aufgeschoben wurde, wurden 2022 die schon länger vorliegenden Ideen und Wünsche endlich konkret geplant und umgesetzt. Die Donauhalle hat sich überdies zu einem Wechsel-/Umstiegsknoten für Freiluftsportarten mit der Möglichkeit Sportausrüstung dort zu lagern entwickelt. Über die Dürnberghaltestelle der Mühlkreisbahn und einem Steg über die Bleicherbachmündung ist die Donauhalle auch für Linzer.innen unkompliziert und klimaschonend erreichbar.

Eine Ortsgenossenschaft betreibt nun die Donauhalle. Der Regattaverein überlegt, mit der Regattastrecke als Sportzentrum West, Mitglied zu werden. Mikro ÖV (kleinräumiger öffentlicher Verkehr) in Form von Anruftaxis wurde im Rahmen dieser Ortsgenossenschaft ebenfalls verwirklicht, wie auch die Nahversorgung nun über diese Art kommunaler Zusammenarbeit nicht nur im Ortskern gesichert ist. Ottensheim ist weitgehend unabhängig von den Überlegungen überregionaler Einkaufsketten.

Im Zuge der Hochwasserschutzbauten im Bereich des Bleicherbaches konnte doch noch mehr bewegt werden. Die seit den 1970ern überlegte Ostanbindung fand die Zustimmung der Landes- und Bundesebenen. Es war gelungen, die Themen Hochwasserschutz, Mühlkreisbahn, Anbindung Niederottensheim und Bundesstraße 127 gemeinsam zu denken. Alle saßen an einem Tisch, zogen am gleichen Strang und die Problemstellungen wurden mit entsprechendem Druck von allen Gemeindevertreter.innen vorgebracht. Wir hatten aufgehört auf milde Gaben von Oben zu warten, sondern brachten unsere Pläne, die wir mit Expert.innen aus unseren Netzwerken entwickelten, selbstbewusst vor und sorgten auch für den notwendigen medialen Druck.

Mit der Lagerhausgenossenschaft wurden noch im Herbst 2021 Gespräche über die weitere Standortentwicklung in Ottensheim aufgenommen. Basierend auf den Ergebnissen des Entwerfens Overture Ottensheim der Abteilung Landscape der TU Wien, wurden Szenarien entwickelt. Der nicht mehr voll genutzte Silo soll als Energiespeicher für Ottensheim umgebaut werden, zusätzliche Photovoltaikflächen wurden im Zuge von Lärmschutzmaßnahmen an der B 127 platziert. 2028 ist Ottensheim am besten Weg zur energieautarken Gemeinde. Im Zuge der Standortentwicklung des Lagerhauses wurde durch die aktive Einbeziehung der ÖBB auch eine Lösung für eine Park& Ride Anlage, die mehr als ein Parkplatz ist, entwickelt. Ein neuer Bahnhof mit Bahnhofsvorplatz macht nun das Umsteigen zum Erlebnis.

Als Wirtschaftsstandort hat sich Ottensheim in Kooperation mit den Gemeinden der Region Urfahr West gut weiterentwickelt. Nachdem die in der letzten Legislaturperiode vorschnell beendete interkommunale Kooperation mit neuen Ideen und frischen Köpfen wieder aufgenommen wurde, konnten neue Arbeitsplätze geschaffen werden und trotzdem die Bodenversiegelung gering gehalten, beziehungsweise durch Umnutzung von Leerständen vermieden werden.

Die Tage rund um die Sommersonnenwende sind mittlerweile zu einer Ottensheimwoche mit Willkommensfest und Platzkonzerten geworden. Jährlich präsentieren sich in diesem Rahmen alle ottensheimer Vereine und Initiativen. Neu Zugezogenen wird auf diese Weise das Kennenlernen erleichtert. Aus den Überlegungen im Ausschuss für Kultur, Freizeit und Sport von 2015-2021 zum Thema Sonnwendfeier ist ein inklusives Ottensheimfest, bei dem alle mitmachen, entstanden. Ideen vieler Ottensheimer.innen haben ihren Platz gefunden.

Nun feiert Ottensheim 800 Jahre Marktrecht. Ein Jahr lang werden die Ergebnisse der letzten sechs Jahre wirklich gemeinsamer „Gemeindearbeit“ präsentiert. Bereits im Vorfeld erregten die Vorbereitungsarbeiten großes Interesse, nachdem die Überlegungen von Helmuth Wiesinger zu zeitgemäßem, nachhaltigem Ortsmarketing 2022 Gehör gefunden hatten und entsprechende Strukturen geschaffen wurden. Diese Form des Ortsmarketing bewirkte auch, dass Leerstände wieder rasch genutzt werden. Die aktive „Ortskümmerei“ der Gemeinde hat Früchte getragen.

So ähnlich könnte die Festschrift zur 800 Jahr Feier der Marktgemeinde Ottensheim geschrieben sein, wenn die Mehrheit der Ottensheimer.innen am 26. September 2021 dafür stimmt.

Machen wir uns auf die Reise!